https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/geschichte/die-steinzeit-war-gar-nicht-so/story/23918288.
Dies ist meine Antwort auf den Artikel „Die Steinzeit war gar nicht so. Männer jagten, Frauen kochten? Die Urgeschichte dient oft dazu, Geschlechterrollen zu begründen. Bloss: Es stimmt nicht.“ von Hubert Filser im Tagesanzeiger.ch vom 27.03.2018,Schon der Untertitel dieses Artikels kam mir bekannt vor, er stammt von der Archäologin Linda Owen, die einst im Katalog zur Stuttgarter Ausstellung „Eiszeit – Kunst und Kultur“ 2009 einen Artikel schrieb, der den Titel „Männer jagen, Frauen kochen? Die Geschlechterrollen im Jungpaläolithikum“ trägt. Einen darin befindlichen Satz musste ich bereits kritisieren, ist er doch beispielhaft für die Kopfstände der Gender Studies. Ich schrieb:
„‚Obwohl bei Sammler-Jäger-Gruppen die Männer kochen konnten und sich auf Reisen selbstversorgt haben, waren es die Frauen, die für die Familie gekocht haben.‘ (Owen 1998, S. 175). Diese überraschende Aussage korreliert nicht mit der Negation von Geschlechterrollen in der Altsteinzeit und zeichnet zudem das Bild der patriarchalen Kleinfamilie. Später wird diese These von der Autorin selbst verwässert: Im Katalog der Eiszeit-Ausstellung (…) stellt sie nun ihre Aussage (…) infrage. Trotz des Titels äußert sie sich nicht weiter zum Koch-Problem, stellt aber fest: ‚Verallgemeinerungen über die prähistorischen Geschlechterrollen werden auch in der sozial-, geistes- und naturwissenschaftlichen Forschung übernommen. Es wird selten anerkannt, das diese Rekonstruktionen nur hypothetisch sind und auf sehr wenigen archäologischen Daten, ausgewählten ethnographischen Analogien und kulturellen Vorurteilen über die Rollen der Geschlechter und die Fähigkeiten von Frauen basieren.‘ (Owen 2009, S. 158).“ Aus: Uhlmann 2012
Wenn es um die Altsteinzeit geht, ziehen die Gender Studies ihre Schlüsse aus der Beobachtung von rezenten Wildbeutern. Das ist legitim, jedoch wird stets das „Gesamtpaket“ verarbeitet und beinahe alles fraglos übernommen. Das ist letztlich auch nichts anderes als eine vollständige Projektion von der Gegenwart auf die Altsteinzeit. Linda Owen schrieb z.B. auch:
„Die Kinderpflege wird auch nicht allein von der Mutter durchgeführt. Kinder werden auch oft in die Obhut von älteren Kindern oder Erwachsenen gegeben; vor allem die Väter spielen dabei eine größere Rolle als oft angenommen.“ (Owen 2009, S. 158)
Es ist bequem, so zu argumentieren, denn die meisten Wildbeuter-Gruppen sind schon lange vom Patriarchat infiziert. Nur noch sehr wenige Völker sind unkontaktiert, weshalb wir ihre Lebensweise nicht untersuchen können. Ein besonders schönes Beispiel eines unkontaktieren Volkes ging vor einiger Zeit mit dem Luftbild eines Ei-förmigen Gebäudes im brasilianischen Urwald um die Welt.
Bildquelle: Spektrum.de
Wenige, seltene Wildbeuter-Gruppen, wie die Hazda in Afrika, sind noch annähernd natürlich in ihrer Lebensweise, werden aber ständig von Forschern heimgesucht und damit auch beeinflusst.
Aber NEIN, Väter kommen im natürlichen Sozialverhalten des Menschen, der Matrifokalität, gar nicht vor. Vaterschaft setzt die Ehe oder vaterrechtliche Gesetze voraus und beides ist immer patriarchal. Das wollen die Gender Studies partout nicht einsehen, weil sie auch in der Familienpolitik mitmischen und die biologischen Väter stärken wollen, indem sie ihnen die Rolle des Neuen Vaters regelrecht aufdrängen. Die Folge ist eine Verschärfung statt eine Schwächung des Patriarchats, was immer dann erkennbar wird, wenn sich die Mutter vom Kindsvater trennen will und das Kind im Sorgerechtsstreit zerrissen wird. Weiterlesen „Steinzeit. Nein, Brigitte Röder, so war sie eben auch nicht!“