Bedenklicher Kommentar zum Begriff Matriarchat. Eine Einmischung.

„wenn sämtliche Besitztümer in weibliche Hand vererbt werden, ist es sehr wohl eine Frauenherrschaft! 🙂 Was ich aber gut finde.“ (user: Exuma, via YOUTUBE)

Der Matriarchatsbegriff war für mich wiederholt Anlass, mich zu äußern. Meine Äußerungen wurden von den Verfechterinnen des Begriffs – ich nenne sie im Folgenden „Matriarchatsfrauen“ – aber stets als unbotmäßige Einmischung empfunden. Obiger Kommentar, gefunden unter einem der vielen Erklärvideos bei Youtube, macht eine weitere Einmischung notwendig.

Der Kommentar zeigt, dass der Matriarchatsbegriff so schlecht durchdacht ist, dass „Matriarchatsfrauen“ nicht in der Lage sind, ihn so zu erklären, dass etwas anderes dabei herauskommt als: Männer sind im Matriarchat besitzlos und unterdrückte Schwächlinge.
Verständlich: ausnahmslos jede Frau kennt männliche Gewalt und daher gibt es viele Frauen, die sich wünschen, Männer seien schwach. Andererseits: viele Frauen, wünschen sich starke Männer, die sie vor dieser Gewalt schützen. Auch: letztlich schützt jeder Partner, der „seine Frau“ schützt, sich selbst. Whataboutism: Es gibt auch Männer, die lieben.

All diese Verwirrung und Verirrung ist das Resultat des patriarchalen Dogmas: des Vaters und des monogamen Paares.

Sie verstehen es selbst nicht: Warum müssen sich „Matriarchatsfrauen“ damit abarbeiten, den friedlichen und glücklichen Charakter des angeblichen Matriarchats zu beteuern? Es ist simpel: Für sie ist es schwer verstehen, was so schwer zu verstehen ist.

Welche das Matriarchat gut findet, wird nicht selten als Spinnerin bezeichnet, ist das aber schon gewöhnt und kultiviert ihr Anderssein. Welche den schwachen, besitzlosen Mann gut findet, braucht sich über Anfeindungen nicht zu wundern. Welche Solches aber heraufbeschwört, braucht sich über wissenschaftliche Einmischung nicht zu wundern, denn jetzt wird es gefährlich.

Konkret: Was die „Matriarchatsfrauen“ hartnäckig verweigern, ist, den Irrglauben abzulegen, dass „Matriarchat“ erst in der Jungsteinzeit entstanden sei, alle Sesshaftigkeit also darauf baue, dass eben die Frauen alles besitzen, weil die Frauen den Männern den Besitz vorenthielten. Sie schaffen es nicht, zu erklären, dass es dafür keine Gewalt braucht. Und das ist fatal.

Richtig ist: MATRIFOKALITÄT ist unser ANGEBORENES Sozialverhalten, seit Millionen von Jahren. Es beinhaltet, dass VATERSCHAFT unbekannt ist und niemand die MATRILOKALE Muttersippe verlässt. Entscheidend ist die BESITZLOSIGKEIT ALLER, also auch der Frauen, die dadurch entsteht, dass niemand etwas für sich beanspruchen muss, weil niemand etwas wegtragen muss und weil niemand etwas zurücklassen muss, weil niemand aus dem Sozialsystem heraus dafür eine Veranlassung hat.

Unter MATRILINEARITÄT, die automatisch quasi als Naturgesetz, unter Matrilokalität entsteht, braucht es daher keinerlei verankertes Erbrecht, das irgendwie durchgesetzt werden müsste. Es ist eine ganz natürliche Sache, dass die Dinge einfach da sind, und alle alles mitbenutzen.
Demgegenüber MUSS es im Patriarchat ein Erbrecht geben. Denn der Erhalt der Vaterlinie verlangt, dass die Töchter die Familie verlassen und die Söhne, die eine jeweils eigene Familie mit einer eben fremden Frau gründen müssen oder sogar einem Heiratsverbot unterliegen, einen Teil des Besitzes bekommen oder eben nicht bekommen. In der Regel, bis vor noch vergleichsweise wenigen Jahren, war es der älteste Sohn, der alles bekommt, denn ohne dieses Startkapital ist seine junge Familie zum Untergang verdammt. Jede Teilung des Besitzes stellt eine empfindliche Schwächung dar, die eine Familie mit kleinen Kindern nicht kompensieren kann. Insbesondere war es die Viehherde, auf deren mindestens konstante, oder besser wachsende, Größe das Patriarchat angewiesen ist. Daher wird auch von KAPITAL (caput=Kopf) gesprochen, was jeden gezählten Kopf auf dem Hof meint.

Es wird dabei deutlich, dass der VATER einem friedlichen Leben im Wege steht. Wenn wir uns mit diesem Wissen vor Augen halten, dass Besitz – die Privatisierung (privare=rauben) – nichts anders ist als Diebstahl, nämlich dessen, was eigentlich den enterbten Kindern SCHON ZU LEBZEITEN zusteht, und nicht erst mit dem Tode der Mutter (ich will nicht sagen Vater), die natürlicherweise mit ihren Kindern selbstlos teilt, und, wenn wir uns weiterhin vor Augen halten, dass wir Gefangene dieser Diebe sind, also Geiseln, dann erklärt sich unsere Kooperation mit dem System. Wir leiden unter dem Stockholmsyndrom. Wir kooperieren mit dem Vater, weil er die Macht hat, uns unsere Lebensgrundlage über das Erbrecht zu nehmen.
Heute, wo die Berufstätigkeit die Abhängigkeit vom Vater abfedert, ersetzt Vater Staat die erpresserische Rolle des Vaters. Denn der soziale Abstieg schwebt wie ein Damoklesschwert über uns. Wir müssen gesund sein, stark und intelligent, um das zu verhindern. Der Staat fordert, was ihm „zusteht“, Abgaben, die erwirtschaftet werden müssen, die uns gefühlt aber verloren gehen, denn die sog. soziale Gerechtigkeit, die der Staat behauptet, mit diesen Abgaben zu finanzieren, ist zutiefst sozialdarwinistisch geblieben. Die uralte Erpressung spüren nur die Schwächsten: Arbeitslose, Behinderte und MÜTTER. Die Vaterschaft als Dogma fesselt jede Mutter an den Vater ihres Kindes, abgesegnet im Parlament mit der Familiengesetzgebung. Sobald diese einmal nicht für den Vater entscheidet, setzt das patriarchale Faustrecht wieder ein, was so viele Mütter zu spüren bekommen.

Das bedeutet, dass unter der Matrifokalität den Männern nichts vorenthalten ist. Sie besitzen nichts, weil Besitz unbekannt ist, besonders der Besitz an den Kindern. Erst aus der patriarchalen Sicht, wie wir sie haben – und besonders auch die Patriarchate, die heutige matrifokale Gemeinschaften umgeben -, die wir also alle gewohnt sind, dass wie selbstverständlich alles den Männern gehört, glauben wir, dass den Männern etwas fehle, wenn wir matrifokal leben würden. Der tiefsitzende Glaube, dass den Männern Besitz zusteht, verhindert zu erkennen, dass Besitz unter Matrifokalität gar kein Wert ist.
Was uns den Blick verstellt ist das Stockholm-Syndrom.

Matriarchat gibt es nicht in der Realität. Das Wort ist erfunden worden, weil im 19. Jahrhundert Matrifokalität noch unbekannt war, und die Erfinder aufgrund von Funden glaubten, dass es eine Zeit gegeben haben muss, in der Männern notorisch etwas weggenommen wurde. Das sei eine schreckliche Zeit gewesen, die glücklicherweise überwunden worden sei. Das war aber nichts weiter als eine Projektion des eigenen Tuns. Aber JA, es hat „eine Zeit gegeben“, aber die sah eben ganz anders aus.
Um diesen geschichtlichen Hintergrund weiter benennen zu können, braucht es das Wort Matriarchat für die Frauenherrschaft als patriarchales Hirngespinst. Und tatsächlich, fragen Sie in der Bevölkerung: durch die Bank wird es genauso verstanden, weil die Menschen aufgrund des Stockholm-Syndroms gepaart mit mangelndem Wissen gar nicht anders können als so zu denken.
Den Leuten jetzt also etwas anderes vorzumachen, nämlich, dass Matriarchat Frieden und Freiheit bedeute, ist daher leider nicht besser als jede andere Gehirnwäsche.

Die Wissenschaft braucht Begriffe, um sich verständigen zu können und um sich verständlich machen zu können. Das ist überhaupt der Sinn von Sprache, dass wir gemeinsame Begriffe haben, die sich wie selbstverständlich erklären. Begriffsverwirrung zu betreiben, wie es die „Matriarchatsfrauen“ tun, ist keine Wissenschaft, sondern Esoterik, Geheimwissenschaft, weil es eben nicht verstanden wird und aufwändig mit solchen Videos erklärt werden muss, daher kaum jemanden erreicht.