Gar nicht einfach. Die Vaterschaft als Erklärung für alle menschengemachten Probleme.

Die Existenz des Patriarchats zu erkennen, ist das eine. Nicht nur Frauen rund um den Erdball leiden. Aber nur die mutigsten unter den Frauen haben ihre Stimme erhoben und seitdem hat sich zumindest in der westlich geprägten Welt einiges verändert. Der Ruf nach Gleichberechtigung wird immer öfter laut und oft auch gehört. Der Wille scheint da zu sein. Jungen Frauen wird nun vermittelt, die Welt stünde ihnen offen. Wir erleben trotzdem gerade einen gewalttätigen Backlash, der vielen ein Rätsel ist: Von Gewalt und Bedrohung durch Armut sind auch berufstätige und gebildete Frauen betroffen, insbesondere die häusliche Gewalt nimmt zu.

Eigenes Geld zu haben, das hielten Frauen für den Inbegriff der Freiheit. Bildung und finanzielle Gleichstellung galt als Königsweg aus dem Patriarchat. Es war ein Irrtum. Denn beides sind nur Zugeständnisse, die nicht nur jederzeit zurückgenommen werden können, sondern auch nicht am Fundament des Patriarchats rütteln. Das haben viele westliche Männer mittlerweile erleichtert wahrgenommen und der Widerstand gegen den Mainstream-Feminismus schwindet. Jubel und Bewunderung sind ihnen sicher, wenn sie Freiheit und Gerechtigkeit für Frauen fordern und sich sogar als Feministen bezeichnen. Die Sache ist weniger heldenhaft als sie aussieht. Jeder noch so liebe Ehemann oder Vater ist kraft des Gesetzes ein Patriarch. Erst die Trennung von der Mutter der gemeinsamen Kinder oder ihre „Untreue“ wird zur Nagelprobe für ihn und seine hehren Verlautbarungen.

Männer profitieren nun also ganz erheblich von der Berufstätigkeit der Frau. Die angebliche Befreiung der Frau ist im Grunde eine Befreiung der Männer von der finanziellen Verantwortung als Partner, Ehemann und Vater, die eigentlich von ihnen getragen werden muss, da sie die Macht gar nicht aus den Händen gegeben haben! Schon die sog. Sexuelle Befreiung hatte sich bald als Mogelpackung erwiesen. An der Gewalt der Männer hat sich trotz aller Maßnahmen nichts zum Guten geändert.

Mit Gewalt meine ich die Gewalt des Gesetzes, die tätliche Gewalt und die Gewalt des Normalen, die normative Gewalt. Ein Mann, der nicht gewalttätig ist, hat immer noch die Gewalt des Gesetzes und die öffentliche Meinung hinter sich. Allein die pure Möglichkeit, dass Männer in diesem System leicht Gewalt ausüben können, macht Frauen gefügig.

Auch sexistische Männer üben nicht einfach eine diffuse Macht aus. Sie geben der Frau unmissverständlich zu verstehen, dass ihr Körper dem Mann allein zu gehören hat. Vielen ist aber schleierhaft, warum Männer Macht ausüben wollen. Es gibt dafür nur eine Erklärung, und das ist nicht die Machtgier, denn auch sie hat immer einen Grund: Jeder Mann braucht die Macht über den Körper der Frau, um seine Vaterschaft ausüben zu können. Das Wissen um diese Ohnmacht, die es in Wirklichkeit ist, macht ihn aggressiv, denn es wird von ihm erwartet, dass er das Patriarchat fortführt, und wenn er es nicht tut, droht ihm Isolation.

Diese Aggression ist ihm nicht angeboren, sondern vom Patriarchat verursacht. Daher wird männliche Gewalt oft entschuldigt und legitimiert, auch vor Gericht; anders ergeht es den Frauen:

„Der in der Rechtsprechung in sein Gegenteil verkehrte Begriff der Wehrlosigkeit ermöglicht das Paradoxon, daß Frauen, die von den partnerschaftlichen Kräfteverhältnissen her an sich unterlegen sind, auch dann wegen Mordes verurteilt werden können, wenn sie aus einer notwehrähnlichen Situation heraus töten. Dagegen macht es die Rechtsprechung mit ihrer derzeitigen Auslegung den Männern fast unmöglich, ihre Frauen heimtückisch zu töten. Tatsächlich konnten alle weiblichen Opfer nur unter Ausnützung ihrer Wehrlosigkeit getötet werden, versteht man die Ausnutzung von Macht und Abhängigkeit als „Heimtücke“. Auch hier zeigt sich wieder: zweierlei Recht für zweierlei Geschlecht!“

(Junger, Ilka: Geschlechtsspezifische Rechtsprechung beim Mordmerkmal Heimtücke, In: STREIT. Feministische Rechtszeitschrift, Heft 2/1984, S. 42; zitiert nach Wolters 2018, S. 18)

Es muss nicht erst so weit kommen. Frauen in jeder Lebenssituation kämpfen gegen Ungerechtigkeit, Gewalt, Minderbezahlung und Altersarmut, aber insbesondere Müttern geht es schlechter als noch vor 30 Jahren. Nie waren sie seitdem unfreier. Nicht einmal in vorindustrieller Zeit war eine alleinerziehende Mutter an den Kindsvater gekettet, heute ist das aber so.

Was in der Schule nicht gelehrt wird, was Eltern auch nicht wissen, was in den Medien kaum ein Thema ist, was daher kaum eine junge Frau weiß und worüber sie auch bei der Unterschrift unter den Ehekontrakt nicht explizit aufgeklärt wird – was dort nicht einmal im Kleingedruckten steht –, das sind die neuen Familiengesetze.

Nicht zu heiraten war bis vor einigen Jahren für Mütter die Rückversicherung, ein Kind ohne Vater großziehen zu dürfen. Mittlerweile ist es egal, ob sie heiratet oder nicht, was das Sorge- und Umgangsrecht angeht. Um es auf eine einfache Formel zu bringen: Väter haben nun alle Rechte, müssen dafür aber nichts mehr zahlen.

Sicher, die Ehe diente von Beginn an der Unterdrückung der Mutter, aber eben nur der legitimen Mutter. Seitdem die sog. Illegitimität eines Kindes abgeschafft wurde, glauben immer mehr junge Mütter, nicht mehr heiraten zu müssen und halten das für einen feministischen Akt. Damit bringen sie sich nun um Vergünstigungen und die Absicherung des Alters, Geld, das ihnen eigentlich zusteht, denn der Vater profitiert ganz erheblich von der Lebensleistung einer Mutter, dies weit mehr als umgekehrt: Ohne sie könnte er nicht mit seinen Kindern leben, während eine Frau theoretisch auch ohne Partner Mutter sein kann. Nebenbei leistet ihm die treue Partnerin sexuelle Dienste und viele andere Annehmlichkeiten.

Das Ehegattingsplitting steht auf dem Prüfstand, aber das Rentenproblem bleibt, und verschärft sich sogar noch, denn schon jetzt ist die Rente ungerecht verteilt: In der Ehe verdientes Geld wird gemeinsam versteuert, aber was die Rente angeht, gilt das auf einmal nicht mehr. Wenn der in der Regel mehr verdienende Mann seine Frau überlebt, bezieht er weiter eine relativ hohe Rente, aber wenn sie ihn überlebt, wird sie mit einer kümmerlichen Witwenrente abgespeist. Einst sollte dies verhindern, dass sie ihren Mann umbringt und mit seiner Rente ein „lustiges Leben“ führt. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Überwiegend Männer ermorden ihre Partnerin.

„Ich bin für Gleichberechtigung, aber alles hat seine Grenzen“ sagte neulich ein Mann in den Sozialen Medien. Ja, Männer setzen absurde Grenzen, nicht Frauen. Weibliche Grenzen werden ungefragt überschritten, denn ihr Körper und alles, was aus ihr geboren wird, soll dem Mann gehören. Die Abgabe dieses und anderer Privilegien löst bei den Männern Angst aus, und zwar vor dem Gespenst eines Matriarchats, einer Frauenherrschaft. Männer haben Angst vor dem Echo. Alle Frauen leben ja vor, wie furchtbar es ist, beherrscht zu werden. Statt aber daraus abzuleiten, dass Frauen anständig zu behandeln sind, schützen Männer nur sich selbst vor dem Gespenst, das es selbst in vorpatriarchaler Zeit nicht gegeben hat.

Es ist ein selten dummer Kurzschluss, der nachfolgenden Generationen Schaden zufügt. Denn im Patriarchat werden alle Männer von leidenden Frauen geboren. Schon im Mutterleib leiden auch männliche Kinder, und zwar nachhaltig über die Epigenetik, und wenn sie geboren werden, leiden sie unter der mehr oder weniger sichtbaren Herrschaft ihres Vaters und der von Vater Staat, aber auch nicht selten unter einer Mutter, die mit dem Vater oder dem patriarchalen System kooperieren muss, statt, dass sie ihr Kind davor beschützen kann. Insbesondere von Söhnen erwarten Väter mehr oder weniger bewusst, dass sie in ihre Fußstapfen treten oder es sogar noch besser machen. Selbst das weitere Umfeld erwartet nun vom Sohn, dass er es dem Vater zumindest gleich tut. Wenn nicht, gibt es Gerede. Insbesondere bei Söhnen berühmter Männer kennen wir das. Diese in der Kindheit erworbenen Verletzungen können im Patriarchat nicht geheilt, sondern höchstens kompensiert werden und sie sind für den überall grassierenden Narzissmus verantwortlich. Männer suchen dafür die Schuld bei der Mutter – das Wesen, von dem sie unter natürlichen Bedingungen Schutz erwarten könnten. Diese Täter-Opfer-Umkehr wird zum zentralen Verhaltenskodex des Patriarchats und mündet in einer generationenübergreifenden Männersolidarität gegen Frauen. Frauenfeindlichkeit ist automatisch jedem patriarchal sozialisierten Mann anerzogen, mehr oder weniger. Es ist seine Aufgabe, das zu erkennen und zu therapieren.

Weiterlesen „Gar nicht einfach. Die Vaterschaft als Erklärung für alle menschengemachten Probleme.“

Von der ewigen Liebe

„Je mehr sich der Körperduft des Mannes von ihrem eigenen unterscheidet, desto attraktiver erscheint er ihnen. So sorgen Frauen für einen gut durchmischten Genpool, der den Nachwuchs mit einem stabileren Immunsystem und damit besserer Gesundheit ausstattet. (…) Während der Schwangerschaft ändert sich die Geruchspräferenz einer Frau. Zur Aufzucht der Kinder verlässt sie sich eher auf Männer mit ähnlichem Körpergeruch, also die eigene Familie.“ (Quelle: Hatt/Dee 2019)

Ursache ist unsere angeborene Matrifokalität. Eine Frau, die sich lebenslang an einen Mann bindet, sucht in Wahrheit einen Bruder. Patriarchal erzeugtes Problem: Er verlangt lebenslang Sex.

Es beruht auch auf Gegenseitigkeit: https://www.sueddeutsche.de/leben/studie-ueber-geschwister-schwestern-machen-gluecklich-1.50910

Zum Artikel „Der Siegeszug des Homo sapiens“ von Curtis W. Marean im „Spektrum der Wissenschaft“, Heft Juni 2016

(Leserbrief)

Im aktuellen Heft habe ich natürlich zuerst den Artikel von Curtis W. Marean „Der Siegeszug
des Homo sapiens“ gelesen. Und wieder standen mir die Haare zu Berge. Es scheint der
Redaktion einfach der Blick für patriarchatsideologisch kontaminierte Texte zu fehlen. Dabei
ist es eigentlich ganz einfach, denn sobald in Bezug auf die Altsteinzeit Begriffe wie Ehe,
Hochzeit, Familie, Krieg, Fernwaffen, Jagdzauber, Gewalt u.ä. fallen, haben wir es damit zu
tun. Die Patriarchatsforschung, die bedauerlicherweise nicht zum Kreis der vom Spektrum
beachteten Wissenschaften gehört, weiß längst, dass es all das bis vor ca. 8000 Jahren nicht
gegeben hat. Insbesondere Sarah Blaffer Hrdy hat das auf brillante Weise nachgewiesen. Aber auch die Genetik, die Sprachwissenschaften oder die Archäologie bestätigen diesen Befund.
Das Klischee, dass der Mann in der Altsteinzeit die Frau an den Haaren hinter sich her zog
und mit Keulen auf andere Menschen losging, ist genauso veraltet, wie die Vorstellung, dass
der Mensch von Natur aus gewalttätig sei und mit Religion gebändigt werden muss. Auch
Frans de Waal betont das immer wieder. Die Angst vor der Steinzeit als menschen- und
kulturfeindliche Ära ist nicht nur unbegründet, sondern behindert den wissenschaftlichen
Fortschritt, ja schlimmer noch, sie behindert eine wünschenswerte Entwicklung weg vom
Patriarchat. Dabei können wir uns dies kaum noch leisten im Angesicht der weltweiten
Misere, die uns die Lebensweise in Patrilinearität eingebrockt hat.
Und da lese ich nun auf Seite 50, wie wieder Sarah Blaffer Hrdys These missbraucht wird,
diesmal um Mareans These zu stützen. Breit lässt sich der Autor darüber aus, wie hyperprosozial der Mensch doch sei, nur um im gleichen Atemzug zu behaupten, dass der
Mensch sich schon immer ums Essen geprügelt hätte. Der Affe im Flugzeug muss dafür
herhalten, und ich muss mich wieder fragen, ob der Autor nur den Klappentext ihres Buches
„Mütter und andere“ gelesen hat.
In seiner Logik hält er treu zu der veralteten These, dass Homo Sapiens Sapiens den
Neanderthaler gewaltsam ausgerottet habe, und ignoriert den letzten Stand der Forschung,
nämlich, dass das Neanderthaler-Genom in dem unsrigen regelrecht aufgegangen ist,
zurückzuführen auf ein demographisches Ungleichgewicht. (Schmidt, Maier, Kretschmer: „Ist
da draußen jemand?“ Archäologie in Deutschland, Heft 3, 2016, S. 32 f) Natürlich hat Marean Recht, dass unsere technologischen Errungenschaften „erbarmungslosen Krieg“ ermöglichen. Das heißt aber nicht, dass der steinzeitliche Moderne Mensch alles
machte, was machbar war, denn sonst gäbe es uns schon lange nicht mehr. Als am sog.
Flaschenhals nur noch wenige Sippen übrig waren, wurde sich nicht um Muschelbänke
gekloppt, sondern andere Sippen waren hochwillkommen, konnte mit ihnen doch der Genpool aufgefrischt werden. Auf gleiche Weise kam es auch zur Vermischung des Neanderthaler-Erbguts mit dem des Homo sapiens sapiens.
Das Patriarchat und der dazugehörige Krieg sowie Umweltzerstörung sind eine Erfindung
nomadischer Viehzüchtergesellschaften in den Steppen und Bergregionen. Da dürfen uns
auch ausgewählte, moderne Jäger und Sammler-Gesellschaften nicht täuschen, denn sie alle
sind durch Kolonisation vom Patriarchat infiziert worden. Sie führen Kriege, auch weil ihre
Welt von der Moderne auf wenige kleine Flecken eingedampft wurde. Die Haszda gehören zu den letzten Völkern, die uns Matrifokalität vorleben und damit nichts vermissen.
Marean ist sich auch nicht zu schade unsere Natur mit der der Vögel zu vergleichen. Vögel
leben in Paaren, wir natürlicherweise aber nicht. Es entsteht bei uns lediglich durch eine
zeitlich begrenzte Paarung ein neuer Mensch, aufgezogen wird er aber in der matrifokalen
Sippe. Der biologische Vater ist damit für den Sozialverband bedeutungslos, und das versucht das Patriarchat durch die Unterdrückung der female choice zu vertuschen. Die Gewalt gegen Frauen, auch der von Marean angeführte Frauenraub, sind nur vor dem Hintergrund einer patriarchalischen Gesellschaft nachvollziehbar.
Marean passt sicher gut in eine Welt, wie sie sich ein Donald Trump vorstellt. Er scheint
Waffen, die Jagd und den Kampf zu lieben, weniger die Frauen und schon gar keine Kinder.
In seiner Altsteinzeit kommen sie nicht vor. Passenderweise zeigt die Illustration einen
einsamen Mann in heldenhafter Eroberer-Pose, bewaffnet und übermächtig groß. Dies alles,
gepaart mit seinem Bedauern der schädlichen Auswirkungen menschlichen Tuns, führt ihn in eine geistige Endlosschleife aus der es kein Entrinnen gibt.

Zum Artikel „Stark als Paar“ von Blake Edgar im „Spektrum der Wissenschaft“, Heft April 2015

(Leserbrief in Auszügen abgedruckt im SdW, Heft Juni 2015)

Nach dem Lesen des Artikels „Stark als Paar“ von Blake EDGAR bleibt mir nur zu hoffen, sich alle anderen Leser den zugehörigen Literaturtipp zu Herzen nehmen, und das Buch „Mütter und andere“ von Sarah BLAFFER HRDY (2010) lesen. Leider geht der Einzeiler in Ihrem Literaturtipp „Die Anthropologin erörtert die erstaunliche Sozialkompetenz von Kleinkindern“ völlig am Inhalt des Buches vorbei, so dass zu fürchten ist, dass sich nur Wenige, die sich für das arttypische, menschliche Sexual-Verhalten interessieren, davon angesprochen fühlen. Wer dieses Buch aufmerksam liest, wird feststellen, dass Edgar BLAFFER HRDYs These missbräuchlich verwendet, ihr das Wort im Munde umdreht, und vielleicht das Buch gar nicht gelesen hat, und statt dessen nur das veraltete „Mutter Natur“ kennt. Auf S. 448 von „Mütter und andere“ in Fußnote 20 schreibt BLAFFER HRDY (2010),NACH IHRER EMERITIERUNG : „Ich gehörte übrigens zu denjenigen, die schon frühzeitig davon überzeugt waren, dass Menschenaffen zur Patrilokalität neigten. Ich änderte meine Meinung im Verlauf der Arbeit an ‚Mutter Natur’.“ Leider kam diese Erkenntnis etwas spät, so dass „Mutter Natur“ eher verwirrte als aufklärte.
BLAFFER HRDYs geht nun auf der Basis der Großmutterhypothese (Kristen HAWKES,
1998) und der Tatsache der female choice (Meredith SMALL, 1995) sowie ihrer eigenen Forschung von der Matrilinearität der Menschheit als einzig natürlicher Lebensweise aus, und betont, dass die Errichtung des Patriarchats dazu führte, dass die alten matrifokalen Sippen gegen die patrilokale Familie ersetzt wurden: „Ungeachtet dogmatischer Verlautbarungen, wonach Menschen für gewöhnlich ‚eine patrilokale Familienstruktur besitzen’, weil ‚Söhne in traditionellen Gesellschaften in der Nähe ihrer Familien bleiben, während Töchter fortziehen’, wird diese grundlegende Aussage über die menschliche Natur nicht von Daten über Menschen gestützt, die tatsächlich als Jäger-Sammler leben.“ (2010 S. 336) Die PATRIARCHATSFORSCHUNG weiß dies schon länger, auch die herrschende Lehre der Archäologie muss sich zunehmend mit dieser Wahrheit auseinander setzen, leider ebenso ungerne wie Blake EDGAR. Die Monogamie, hergestellt durch das theologisch vorgeschriebene Ritual der Ehe, ist eine Einrichtung des Patriarchats, die nur ein Ziel hat,nämlich die female choice zu unterdrücken. Nur durch Patrilokalität kann der Mann Monogamie herstellen, denn nur in seinem Hause können er, seine Eltern und Brüder „seine“ Frau kontrollieren. Nur so kann Patrilinearität gesichert werden, die Basis für den Kapitalismus. Wäre dies schon vor zwei Millionen Jahren der Fall gewesen, wäre die Menschheit längst ausgestorben. Denn das Patriarchat erzeugt nicht nur die folgenreiche Überbevölkerung, sondern züchtet eine aggressive und psychisch gestörte Population heran. Weiterlesen „Zum Artikel „Stark als Paar“ von Blake Edgar im „Spektrum der Wissenschaft“, Heft April 2015″

Monogamie als evolutionäre Antwort auf Geschlechtskrankheiten?

Gerade titeln weltweit viele Zeitungen und Zeitschriften mit der Sensationsmeldung, dass nun endlich klar wäre, warum wir in Monogamie leben. Die Geschlechtskrankheiten seien die Ursache:

„Darum leben die meisten Menschen monogam“ (welt.de)
„Computersimulation: Warum wir monogam leben“ (spiegel-online.de)
„Ohne Kondom zur Monogamie: Warum leben wir in Paaren?“ (spektrum.de)

Alle Artikel beziehen sich auf die Studie „Disease dynamics and costly punishment can foster socially imposed monogamy“ der kanadisch/amerikanischen Forscher Chris T. Bauch und Richard McElreath, die am 12. April 2016 in NATURE COMMUNICATIONS veröffentlicht wurde.

Wie leichtgläubig doch jede noch so schlecht gemachte Studie sofort begierig aufgesaugt wird, wenn sie nur die Monogamie, also das uns allen auferlegte Patriarchat, als natürlich bestätigt! Es ist in der Tat kein Einzelfall. Zum wiederholten Male verbreitet insbesondere das SPEKTRUM einen solchen Artikel, der versucht, die Monogamie des Menschen als evolutionär sinnvoll hinzustellen. Ich erinnere an den Artikel Stark als Paar von Blake Edgar. Damals konnte das SPEKTRUM gar nicht anders, als meinen Leserbrief in der Printausgabe Juni/2015 abzudrucken, denn der Autor zitierte die Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy in missbräuchlicher Weise. Ich habe die Redaktion natürlich auch auf den patriarchatsideologischen Antrieb solcher Artikel hingewiesen. Jedoch statt aus diesem Desaster zu lernen, wird jetzt wieder unkritisch nachgebetet. Da es sich um ein Blatt mit wissenschaftlichem Anspruch handelt, wenn gleich populärwissenschaftlich, beziehe ich meine Kritik im Folgenden nur auf den SPEKTRUM-Artikel, die aber auch für all die anderen gelten soll.

Wie die Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy unschlagbar schlüssig nachgewiesen hat, beruht die Entwicklung zum Sozialwesen Mensch auf der female choice und der langen Kindheitsphase, die zusammen automatisch in Matrifokalität, d.h. Matrilokalität und Matrilinearität, führen. Noch in den jungsteinzeitlichen Kulturen ist diese Matrifokalität zu finden, z.B. in Çatal Höyük, Kfar Hahoresh, der Starčevo-Kultur usw., wie es Ian Hodder und Kurt W. Alt nachgewiesen haben.
Völlig veraltet sind die Thesen der Anthropologie, die Caroline Bauer einschiebt: „Bisher glaubten Anthropologen und Anthropologinnen, dass es besonders für Frauen vorteilhafter sei, monogam zu leben, weil der Mann sie somit bei der Kinderaufzucht besser unterstützen könne. Oder dass Männer untereinander im Wettbewerb stünden und darum ihre Partnerin gegen Nebenbuhler abschirmten.“ Auch Sarah Blaffer Hrdy hat das einmal geglaubt, wie sie selbst in Fußnote 20 auf Seite 448 ihres Buches „Mütter und andere“ (2010) schrieb, hat aber den fundamentalen Irrtum erkannt.

Heute sprechen Anthropologen von „Gen-Shopping“, wenn eine Frau fremd geht. Sie trauen sich nicht, die evolutionäre Regel, nach der idealerweise jedes Kind einer Frau von einem anderen Mann ist, auszusprechen, da das erhebliche gesellschaftliche Sprengkraft besitzt. Die Regel ist beinahe selbsterklärend, da eine Frau in ihrem Leben vergleichsweise nur wenige Nachkommen hat und genetische Vielfalt zu einer gesunden Population führt.
Unter diesen natürlichen Umständen kann sich kein Bewusstsein für Patrilinearität herausbilden und auch keine Patrilokalität durchgesetzt werden. Kein Vater lebt in der Sippe seiner leiblichen Kinder. Eine Frau braucht auch keinen männlichen Alleinernährer, denn in ihrer matrifokalen Sippe sind alle als sog. Alloeltern an der Kinderpflege beteiligt, wie Sarah Blaffer Hrdy es schlagkräftig nachweisen konnte.
Die female choice dient auch der unmittelbaren Gesunderhaltung, denn ein offensichtlich erkrankter Mann ist für eine Frau eher nicht attraktiv. Eine geschlechtskranke Frau wird sich enthalten, da die Entzündungen Schmerzen beim Sex verursachen.
Auch zur Geschichte der Geschlechtskrankheiten brauchen die Autoren der Studie offenbar noch etwas Nachhilfe: Die Syphilis stammt aus Südamerika. Die Indigenen dort sind seit Jahrzehntausenden an die Syphilis angepasst und ihr Immunsystem kommt damit gut zurecht. Erst in Europa eingeschleppt wurde die Syphilis zum echten Problem. Weil das die These stört, stellen Bauch/McElreath den südamerikanischen Usprung der Syphilis in Frage: „Syphilis existed for certain by the Fifteenth century, although there is debate about whether its origin was Colombian or pre-Colombian“.
Die Gonorrhoe war schon in der Antike bekannt und sie erzeugt sehr unattraktive und unangenehme Symptome, insbesondere beim Mann. Weiterlesen „Monogamie als evolutionäre Antwort auf Geschlechtskrankheiten?“

Female choice – unser unbekanntes Menschenrecht


Buschleute San

Meine kritische Rezension des Buches „Female Choice“ (2021) finden Sie auch auf diesem Blog:

„Antwort auf Meike Stoverocks ‚Female Choice'“

An dieser Stelle finden Sie die INHALTSANGABE zu meinem AUFSATZ, den ich 2015 auf meiner Homepage veröffentlicht habe.

Ganzer Aufsatz „Female choice – unser unbekanntes Menschenrecht“ auf gabriele-uhlmann.de
Es ist die Frau, die wählt. Diese sog. female choice (auch „Weibchenwahl“) ist das oberste Naturgesetz der Evolution. Sie ist das Erfolgsgeheimnis der Evolution und auch unseres Menschseins. Unser angeborenes Sozialverhalten, die Matrifokalität, geht in einem wechselseitigen Effekt auf die female choice zurück. Sie bedingt die egalitäre Zusammenarbeit beider Geschlechter in der Sippe, in der die Mütter und Kinder stets im Zentrum der Fürsorge stehen. Die female choice als Basis dieser Kooperation kommt daher nicht der Frau allein zugute, sondern allen Menschen. Sie ist nicht nur ein Frauenrecht, sondern ein echtes Menschenrecht, und die Männer täten auch im eigenen Interesse gut daran, sie zu achten. Seitdem die female choice ausgehebelt wurde, führt die Menschheit, die für sich in Anspruch nimmt, eine besonders intelligente und soziale Spezies zu sein, Kriege, und muss sich mit Hunger, Zivilisationskrankheiten, psychischen Problemen und Epidemien herumschlagen. Diese Probleme betreffen andere Tierarten nur dann, wenn der Mensch sie aus ihrem artgerechten Leben reißt. Auch keine andere Art neigt zu Überbevölkerung oder hat Umweltprobleme ausgelöst, die es in seiner Existenz bedrohen. Die Überbevölkerung ist die unmittelbarste Folge der Unterdrückung der female choice und mit Abstand auch Folge der landwirtschaftlichen Überproduktion, vor allem der Tierzucht, die ebenfalls auf der Unterdrückung der female choice beruht, und zwar der der weiblichen Tiere.
Sämtliche menschengemachte Probleme, mit denen die Weltgemeinschaft heute zu kämpfen hat, sind ursächlich mit der Unterdrückung der female choice in Verbindung zu bringen. Die Erforschung des Patriarchats und seiner Entstehung ist entsprechende Ursachenforschung. Sie liefert die Antwort auf die Frage, warum Männer begannen, die female choice zu unterdrücken. Diese Unterdrückung der female choice machte und macht das Patriarchat und seine Folgen erst möglich. Im Aufsatz erläutere ich diese Feststellung anhand der vielen Funktionen und unterschiedlichen Formen der female choice, unserem Menschenrecht, von dem bisher nur Wenige wissen.
Ganzer Aufsatz

Mein Kommentar zu einem Biologismus-Vorwurf in einem Blog:

Wie wollen wir z.B. einem Erdogan (Quelle) entgegentreten, der die Gleichberechtigung für unnatürlich hält? Oder den Maskulisten, die das auch behaupten?
Wenn wir dem Patriarchat mit nichts weiter als Gender und Feminismus entgegentreten, also ideologischen Konzepten, dann haben wir in Wahrheit NICHTS und nochmal NICHTS entgegenzusetzen! Dann steht Aussage gegen Aussage. Ideologie gegen Ideologie. Dann gibt es den Krieg, den wir jetzt haben.

Mir kommt es darauf an, das anthropologische Wissen zu verbreiten, dass GLEICHBERECHTIGUNG DURCH UND DURCH BIOLOGIE IST. Die female choice sorgt auf natürliche Weise dafür. Die Natur ist nicht biologistisch und sie benachteiligt weder Frauen noch Männer. Das Pfund mit dem wir also wuchern können, unser selbstbewusstes Frau- und Muttersein, verunglimpfen die Gendermainstreamer als biologistisch und machen sich damit genaugenommen Erdogan gleich.
Wenn Gleichberechtigung nur eine kulturelle Errungenschaft wäre, dann bestünde keinerlei Hoffnung, dass wir jemals weltweit zu ihr zurückfinden. Denn Kultur wird im Patriarchat immer über die Natur gestellt, und nur daraus bezieht das Patriarchat seine Energie. Es zieht seine Energie aus der Unterdrückung der female choice.

Die HEILIGE HOCHZEIT der babylonischen Zeit ist dafür DAS Symbol schlechthin. Es geht in diesem Ritual um die Aneignung sog. weiblicher Macht (vermeintlicher Macht, denn Patriarchen können nur in dieser Kategorie denken) mit dem Mittel der Unterdrückung der female choice, dies öffentlich im Staatsritual mit einer Vergewaltigung zur Schau gestellt. Das Ritual finden wir heute verweltlicht in der Prostitution, in den Kriegsvergewaltigungen, in sexuellem Missbrauch etc.. „Sperma Care“ ist in diesem Sinne nichts weiter als das Dafür-Sorge-Tragen, dass der Mann weiterhin die Oberhand behält.
In meinem Buch „Der Gott im 9. Monat“ habe ich beschrieben, dass es dem Patriarchen darum geht, sich die Natur der Frau einzuverleiben, um die Allmacht zu erringen, die Unsterblichkeit, die Macht über Leben und Tod. Das versucht er nicht nur mit Unterdrückung zu erreichen, sondern auch damit, dass er der Frau das Frau- und Muttersein madig macht. Was uns keine Freude mehr bereitet, kann der Patriarch ergreifen und seine Willkür darüber ausüben. Begreifen wir doch endlich wie KOSTBAR unsere Fähigkeiten sind, so kostbar, dass die Patriarchen in ihrem Gebärneid sie uns wegnehmen wollen! Und ziehen wir uns nicht selbst gegenseitig herunter in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Patriarchat.
Erdogan will uns auf die Mutterrolle zurückwerfen, schreibt der SPIEGEL. Das ist Gender-Soziologen-Vokabular, aber MUTTERSEIN IST KEINE ROLLE. Diesem Irrtum sind doch auch Erdogan und seine patriarchalen Ahnen schon erlegen, nur drückt er es weniger intellektuell aus. Mütter spielen buchstäblich weder im Patriarchat noch sonst wo eine Rolle. Wir befinden uns aber sprichwörtlich im falschen Film. Das habe ich in meinem Text ausgeführt. „Rolle“ ist ein moderner Begriff für „Gefäß“, dieses Wort wurde einst dafür benutzt. Aber eine Mutter ist kein Gefäß, in das ein Embryo vom Mann hineingepflanzt wird, kein Gefäß, das nach der Geburt leer ist und weggeworfen werden kann…kein Anhängsel, das nach der Geburt das Kind dem Patriarchen schenkt, überlässt, aushändigt, ausliefert.
Ein Topf wird nach dem Kochen abgewaschen und in den Schrank gestellt, ein Topf wird BENUTZT, so wie ein Schauspieler eine Rolle „spielt“, weil es anderen gefällt.

MutterSEIN in der matrifokalen Sippe, also unter Wahrung der female choice, bedeutet in erster Linie Glück und Selbstbestimmung. Dieses Glück vererbt sich direkt und epigenetisch auf die Kinder. Matrifokalität bringt keine frustrierten jungen Männer hervor, die Bomben werfen, oder unglückliche Frauen, die sich prostituieren müssen. Keine Frau MUSS unter Matrifokalität Mutter werden, keine Lesbe, kein Schwuler wird diskriminiert, sondern sie werden aufgefangen und in der Sippe geliebt und gebraucht. Welcher Mann sich darum reißt, mit Kindern leben zu wollen, wird nicht als Väterrechtler per Gericht einer Mutter die Kinder wegnehmen können, sondern findet in der Sippe ausreichend Betätigungsfelder, die ihn keinen Cent kosten. Ebenso ist sexueller Frustration vorgebeugt, weil niemand ein Treuegelöbnis leisten muss. Treue findet in der Sippe statt, auf natürliche Weise, durch verwandtschaftliche Bindung, durch sich gegenseitiges Versorgen. Die Sexualität ist davon völlig getrennt und braucht keine Treue. Frauen und Kinder sind in der Sippe vor Übergriffen geschützt, weil keine Ideologie Tätern Rückhalt gibt, und weil die Sippenmitglieder füreinander Verantwortung empfinden.

Schon heute leben sog. alleinerziehende Mütter vor, dass es die natürlichste Sache der Welt ist, nicht von einem Mann abhängig zu sein. Sie erleben den Rückhalt ihrer Mütter und Schwestern, sind also gar nicht allein, und werden es nie wieder sein. Reich wird frau so vielleicht nicht, aber zufrieden. Wenn nur die nächste Generation es genauso macht, sind wir auf einem guten Weg.