Ist das Aufzeigen der Wahrheit übergriffig? (rebloggt)

Vieles von dem, was sie schreibt, kommt mir sehr bekannt vor.

Suedelbien

Oder: Ist Verdrängung heilsam?

Ich werde des öfteren mit dem Hinweis konfrontiert, dass das Mitteilen und Zeigen unangenehmer, harter bis zu grausamer Fakten, also der Wahrheit, ein Übergriff auf andere ist, um diese zu demütigen, bloßzustellen oder vorzuführen. In meiner grauen Blogvorzeit habe ich einen Artikel über übergriffige Menschen geschrieben, den leite ich mit folgenden Worten ein: „Übergriffige Menschen sehen alles, was sie tun, als richtig an. Das was für sie gilt, gilt auch für alle anderen. Ihre Überzeugungen, Standpunkte und Verhaltensmuster sind die einzig richtigen.“ Damit meine ich aber nicht Menschen, die Wahrheiten erkannt haben, weil sie sich jahrelang in Selbstreflexion geübt haben, sondern solche, die in ihren rigiden Verhaltensmustern und Überzeugungen agieren und darin stecken geblieben sind. Solche, die unumstößlich überzeugt sind von ihren Ansichten und diese deshalb anderen Menschen überstülpen wollen. Derzeit ist das sehr schön zu erkennen bei der Vorgehensweise der patriarchalen Väterrechtler, aber…

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2 Gedanken zu “Ist das Aufzeigen der Wahrheit übergriffig? (rebloggt)

  1. Nina

    Das ist ein sehr schöner Beitrag. Ich muss sagen, dass ich mich darüber immer gewundert habe. Ich selbst reagiere auch auf unangenehme Wahrheiten manchmal genervt, sage dann aber meist anschliessend woher das „Genervtsein“ ankommt und negiere kein Wahrheit. Ich habe meinen Fokus etwas verändert, seitdem ich gemerkt habe, dass wir Menschen uns kaum was Nettes sagen, Männer gar nicht, ausser sie wollen Sex, aber wir Frauen auch selten.

    Ich habe das als Kind schon als sehr irritierend gefunden (mit einer Mutter die so traumatisiert ist, dass sie vielem intellektuell nicht folgen kann und mit narzisstischen Verdrehungsstrategien reagiert). Ich hatte jedoch einen „Vater“, der immer wenn ich sagte „Das ist doch aber so und so“ sagte: „Ja, das stimmt. Es muss aber anders gemacht werden, weil das alle so machen.“

    Heute verstehe ich, dass es vielen Menschen nicht möglich ist, über unangenehme Wahrheiten zu sprechen. Das ist patriarchal bedingt, da das patriarchale Hirn in Schwarz-Weiß denkt. Die heftigsten Auswüchse, Unsachlichkeit und Aggression habe ich in der Arbeit mit geflohenen Männern erlebt. Das war einer der Dinge, die mich das Patriarchat erkennen liessen. Hinzu kommt, dass im Patriarchat erwartet wird, dass man mit Menschen unterschiedlich spricht. D.h. ein Schüler sich dem Lehrer „unterwirft“ oder eben eine Frau dem Mann. Die aggressive Reaktion von Frauen ist also rein dem Überlebensinstinkt geschuldet. Grundsätzlich verhält es sich so: Das Patriarchat basiert darauf allem Lebenden Angst zu machen. Das ist bei Säugetieren nicht anders. Angst blockiert die Intelligenzentwicklung und es wird für das EGO sehr wichtig, dass die eigene Wahrheit richtig ist. Das hat mit dem minderen Selbstwert zutun und mit Verstrickung, die wir zum Thema haben und überhaupt das Patriarchat ertragen lassen. Wie z.B. ein Fussball-Verein, eine Verliebtheit usw. Darüber hinaus erkennen sehr wenige Menschen, dass Bewertungen ihnen aus dem Grund weh tun. Mir tut z.B. die Bewertung weh, wenn ich erkenne, dass andere das Patriarchat nicht erkennen wollen. D.h. letztendlich aber auch nur mit meiner Angst zutun: Ich möchte, dass alle die Wahrheit erkennen, damit ich nicht mehr ständig bedroht bin. Wir sind da also alle gleich. Am Ende des Erwachens ist es so: Frau ist im SEIN. Die Angst vor dem Tod ist weg und somit ist auch alles andere „egal“. Es IST einfach.

    Wenn wir uns also darüber aufregen, dass andere sich über unsere Wahrheit aufregen, dann regen wir uns im Grunde über die Wahrheit der anderen auf. Wir sind noch nicht erwachsen. Aber wir sind ja auf dem Weg dorthin. Es ist alles subjektiv. Mein altes ICH würde diese Zeilen hier gar nicht verstehen, oder nur überfliegen und würde denken „Was soll das?“. Ich schliesse Frieden mit ihr und mit all den anderen, die es mir heute spiegeln und meine Wut über mein Nicht-gewusst-haben, das Gefühl der Schuld mal wieder: Es nicht besser gewusst zu haben.

    Als arrogant wurde ich schon immer bezeichnet. Ein Freund sagte „Arroganz sieht nur von unten so aus“. haha. Das ist natürlich wieder arrogant. Ich empfand noch nie jemanden arrogant. Ich schaue als Hochempathin auf das Innere und die Motivation und den Inhalt einer Aussage, bzw. dem was ich wahrnehme. Das hat mich auch oft Gefahren für mich übersehen lassen. Aber auch ich habe gemerkt, ich reagiere anders auf Dinge abhängig davon, was ich auf die Person projiziere, die etwas sagt. Da ist mir auch deutlich geworden, wie sehr uns Männer fürchten. Wie oft wurde ich komplett rund gemacht und verstand nicht warum. Heute weiß ich es.

    In den letzten Monaten sprach ich ausserdem draussen und am Telefon (sogar an der 1&1 Hotline, lol) mit dutzenden Frauen über das Patriarchat. Ich habe oft die Rückmeldung bekommen „Dieses Gespräch werde ich noch lange in Erinnerung behalten“. Alle Frauen wissen es, alles können es erkennen, es kommt nur darauf an, wie frau es ihnen näher bringt und ob ein „Mann“ in der Nähe ist. Sie wissen es. Alle. Sogar meine männerhuldende Mutter wacht langsam auf.

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