Pechmarie – Warum wir die Faulheit der Mädchen zum Überleben brauchen

„Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause sein.“ (Aus: „Frau Holle“, Kinder- und Hausmärchen aufgezeichnet und bearbeitet von den Brüdern Grimm)

Unsere Märchen sind voll von fleißigen Mädchen, die von bösen Stiefmüttern gepeinigt und ausgebeutet werden, oder auch deren Väter durch ihre Arbeit aufsteigen wollen. Ihr Fleiß wird am Ende durch Reichtum oder durch eine Heirat mit einem Prinzen belohnt. Eines der wenigen Märchen, das scheinbar ohne Männer auskommt, ist „Frau Holle“. Einziges männliches Wesen ist der Hahn, der dem Dorfe die Ankunft der fleißigen Goldmarie und der faulen Pechmarie ankündigt.
Dem Märchen liegt eine südgermanische Mythe zugrunde, in der, wie immer, über Symbole versteckte Inhalte transportiert werden, die wir aber entschlüsseln können: Frau Holle ist die Muttergöttin Holda (vgl. Timm 2003). Ihr Brunnen, durch den die Mädchen auf eine Blumenwiese fallen, symbolisiert die Vagina der Muttergöttin. Der Sturz in den Brunnen ist der Tod, das Leben bei Frau Holle ist die Regeneration im Tod und die Rückkehr durch das Tor symbolisiert die Wiedergeburt.

Wir haben es mit dem Rest einer matrifokalen Glaubensvorstellung zu tun, in der es keinen männlichen Schöpfer gibt. Holda ist dennoch eine patriarchale Göttin, patriarchalisiert seit der indoeuropäischen Eroberung, und dazu gehört, dass der Hahn das erste Wesen ist, das die Mädchen zurück auf Erden begrüßt. Der Hahn gehört sowohl zur griechischen Mondgöttin Selene als auch zu ihrer germanischen Entsprechung Holda (vgl. Uhlmann 2015, S. 144 und S. 150) und ist als Hönir das Begleittier des nordgermanischen Göttervaters Odin.

Frau Holle – das Leistungsprinzip

Frau Holles Verhalten entspricht daher nicht mehr dem urmütterlichen Prinzip der bedingungslosen Liebe, sondern sie fordert Leistung, ohne die sie ihre anfänglich zur Schau gestellte Liebe entzieht. Ein ukrainisches Sprichwort – direkt aus der geografischen Wiege des Patriarchats – lautet:

„Sei­nem Kleid ent­spre­chend wird man emp­fan­gen, und sei­nem Ver­stand ent­spre­chend ent­las­sen.“

Und so handelt Frau Holle im Namen des väterlichen Leistungsprinzips, das als Novum in der Geschichte der Menschheit narzisstische Persönlichkeiten hervorbringt. Damit kommt das Patriarchat richtig in Schwung.

Hermann Vogel - Mutter Hulda
Bild: Hermann Vogel, Mutter Hulda, vor 1921

Und es wird der fleißigen Marie durchaus gefallen, dass sie nun goldglänzt, auch wenn es schwer auf ihr lastet. Denn sonst wäre das Gold ja kein Lohn. Das Gold, das nach dem Goldregen an ihr klebt, kann sie aber nicht wie Geld ausgeben. Es ist nur ein Symbol dafür, dass sie für jemand anderen wertvoll ist, der ihre Leistungsfähigkeit ausnutzen kann, und dass sie nur für ihre Leistung geliebt wird. Nach ihrer Wiedergeburt aus dem Brunnen ist sie lediglich eine gute Partie geworden, eine künftige Ehefrau, die eben Gold wert ist. Die Hausarbeit, die die Goldmarie verrichtet hat und verrichten wird, wird ihr nicht in Heller und Pfennig entlohnt. Das ist bis heute so.

Kein Glück nirgends – mit Pech überschüttet

Während das Märchen Goldmaries Eitelkeit leugnet, wird die Pechmarie Inbegriff jugendlicher Faulheit, welche im Märchen übrigens immer auch mit Eitelkeit gepaart ist.

„Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder: »Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.« Die Faule aber antwortete: »Da hätt ich Lust, mich schmutzig zu machen«, und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: »Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.« Sie antwortete aber: »Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen«, und ging damit weiter. Als sie vor der Frau Holle Haus kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und schüttelte es nicht, daß die Federn aufflogen.“ (Aus: „Frau Holle“, Kinder- und Hausmärchen aufgezeichnet und bearbeitet von den Brüdern Grimm)

Auch das ist kein künstlerischer Einfall. Eitelkeit und Faulheit bilden nach der christlichen Definition den Rahmen der sieben Hauptlaster (auch Sieben Todsünden): das erste (Superbia) und das siebente (Acedia). Daher wird Pechmaries Faulheit mit pechschwarzer Schmutzigkeit bestraft.


Bild: „Kikeriki, Unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“ Holzschnitt von Ludwig Richter (um 1853)

„Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.“ (Aus: „Frau Holle“, Kinder- und Hausmärchen aufgezeichnet und bearbeitet von den Brüdern Grimm)

Diese Gnadenlosigkeit war eine Steilvorlage für den christlichen Gott, den die Priester durchsetzen wollten. Die Dämonisierung der Göttin und Mutter wurde erst mit einer solchen Propaganda glaubwürdig. Aber Holda wurde noch lange von kinderlosen Ehefrauen an den sog. Waschbrunnen um Kindersegen angerufen. Holda selbst erledigte diesenihren Job – also nicht immer wie gewünscht, aber der Alten Frau wurde das nun zugebilligt. Nicht so dem Mädchen Marie.

Für Mädchen ist Frau Holle mit diesem Märchen zur Schreckgestalt geworden, denn die Pechmarie war auch immer eine Identifikationsfigur, verkörperte sie doch eine Seite, die jedes Mädchen an sich hat.

„Frau Holle“ ist damit kein reines Zaubermärchen (hier mit dem Merkmal „übernatürlicher Helfer“), auch wenn das immer wieder zu lesen ist, sondern trägt zusätzlich Züge des sog. novellenartigen Märchens (nach der immer noch gültigen Klassifikation von Aarne 1910) vom Typ „Das böse Weib wird gebessert“. Eine Novelle verbreitet eine irgendwie geartete Neuigkeit, in diesem Falle teilt sie mit, dass alle Mädchen fortan fleißig zu sein haben – denn es war vorher anders.

Warum Mädchen faul sein müssen

Die amerikanische Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy klärt uns darüber auf, dass natürlicherweise die Mädchen am wenigsten arbeiten, die alten Frauen dagegen am meisten:

„Bei einigen Jäger-Sammler-Gruppen wie den Pumé in Venezuela beispielsweise beginnt die Durchschnittsfrau erst mit Mitte zwanzig, ihre Nahrung für sich selbst zu sammeln. (…) Selbst wenn sie harte Arbeit leisten, etwa Knollen ausgraben, buddeln Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren weniger Knollen in einer Stunde aus als ältere Frauen, die schon über 40 sind. Wenn die Nahrung ins Lager zurückgetragen wird, sind es am Ende aus irgendeinem Grunde immer die starken jungen Frauen, die die leichtesten Lasten tragen. (…) Teenager sind (…) unter Umständen nicht mit ganzem Herzen bei der Sache, selbst dann nicht, wenn es sich um eine leichte Aufgabe handelt.“ (Blaffer Hrdy 2010a, S. 316 f)

Ich würde hier nicht darüber schreiben, ginge es nicht um unsere Existenz. Sarah Blaffer Hrdy beurteilt das Verhalten der Mädchen bei den beobachteten Naturvölkern aus evolutionärer Sicht:

Es ist so, als schonen Teenager sich für etwas Besseres – was unter dem Gesichtspunkt der Fortpflanzung auch tatsächlich so ist. (…) Moderne Mütter machen grimmige Witze über den Narzissmus der jungen Frauen, ihre Ich-Bezogenheit, Unruhe und ihre Fixiertheit auf das andere Geschlecht. Doch von ihrem Standpunkt aus gesehen arbeiten die Mädchen um die Zeit der Menarche auf ihre Weise hart: sie programmieren nämlich ihren Hypothalamus und ihre Eierstöcke neu (…) Heranwachsende haben mitunter Erwartungen und setzen Prioritäten, die sich stark von denen der Eltern unterscheiden. Auch wenn sie den Grund dafür nicht kennen, werden sie, wenn es hart auf Hart kommt, ihr eigenes Fortpflanzungspotenzial nicht zu Gunsten eines fremden Babys aufs Spiel setzen. „Kinderarbeit, das soll wohl ein Witz sein“, lamentiert eine Mutter (…) ermüdet vom Widerstand ihrer Tochter gegen jede Hausarbeit.“ (Blaffer Hrdy 2010a, S. 316 f)

Es ist kein Narzissmus und es ist keine Eitelkeit, die Mädchen dazu treibt, sich zu schonen und sich lieber für Jungen hübsch zu machen. Es ist ihre angeborene female choice (vgl. Uhlmann 2015b, s.a. Spalte „Studien…“, rechts), die sie quasi zwingt, attraktiv zu sein, denn je mehr Jungen sich für sie interessieren, desto größer ist ihre Auswahl. Genau diese female choice ist die eigentliche „Todsünde“, die das Patriarchat in Gestalt des Christentums bekämpft. Das Patriarchat hat sich das Vorrecht des Mannes zu wählen, gewaltsam genommen.

Mädchen interessieren sich jedoch bei weitem nicht nur für Jungen, sondern sind schon lange bevor sie Mutter werden damit beschäftigt, ein helfendes Netzwerk zu schaffen. Diese Arbeit läuft unsichtbar ab, doch sie ist auf ihre Weise hart und fordert vollen Einsatz. Sarah Blaffer Hrdy schreibt:

„Beginnend im Mädchenalter, werden Frauen mit zunehmendem Alter immer geschickter darin, Freundschaften zu schließen. Diese Neigungen wurzeln anders als bei Männern nicht in dem Bestreben, Jagdgefährten oder Waffenbrüder zu finden. Ob bewusst oder nicht, suchen Frauen nach ‚Schwestern’, die ihnen bei der Versorgung ihrer Kinder zur Seite stehen. Selbst der starke Drang, sich beliebt zu machen und ‚dazuzugehören’, der bei Mädchen im Teenageralter so unverkennbar ist und der zur Folge hat, dass sie äußerst empfindlich darauf regieren, was andere von ihnen denken, aber auch, dass sie sehr konkurrenzorientiert sind und andere rücksichtslos ausschließen, hat möglicherweise viel mit dem Aufbau von Bindungen zutun, die in den Umwelten unserer Vorfahren für die erfolgreiche Aufzucht von Kindern von entscheidender Bedeutung gewesen sein dürften.“ (Blaffer Hrdy 2010b, S. 372 f)

Das Netzwerken ist für Frauen evolutionär gesehen eine brandneue und daher sehr anstrengende Arbeit, weil sie ursprünglich in ein bestehendes, funktionierendes Netzwerk, nämlich die matrilineare Sippe, hineingeboren wurden. Männer sind dagegen seit Urzeiten daran gewöhnt, mit fremden Männern Kontakt aufzunehmen und bildeten einst Jagdkollektive. Mittlerweile ist klar, dass das Überleben der Gruppe nicht vom Jagderfolg abhing, sondern vom Sammeltalent der Frauen, der älteren Frauen. Es wurde nur selten ein großes Tier erbeutet. Männer gingen zur Jagd, um mit dem Gejagten angeben zu können. Ein erfolgreicher Mann hatte mitunter häufiger Liebhaberinnen (vgl. Blaffer Hrdy 2010a, S. 312 u. 332). Das heißt aber keinesfalls, dass er Sex mit Mammutfleisch erkaufen musste, sondern dass die männliche Jagd ein Werkzeug der female choice war. Wie ich an anderer Stelle in meinem Blog ausgeführt habe, vertrauen Frauen in der Wahl ihrer Liebhaber auch dem Urteil anderer Frauen.

Im Patriarchat, wo es keine matrilineare Sippe mehr gibt, ist es für Mädchen überlebensnotwendig geworden, ein Netzwerk aus eigentlich fremden, konkurrierenden Frauen aufzubauen. Evolutionär darauf nicht vorbereitet, läuft das nicht ohne Schwierigkeiten ab und die Netzwerke sind äußerst instabil. Zickenkrieg, Stutenbissigkeit und auch die männlichen Freunde, die überall dabei sind und obendrein eine Herausforderung für die female choice sind, erschweren die Herstellung von Frauenfreundschaften. Was früher von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ablief, wird durch das Internet offensichtlich. Cybermobbing ist unter Mädchen weit verbreitet und macht viele Mädchen krank.

Das von Mädchen mühsam und unter Einsatz ihrer Gesundheit aufgebaute Netzwerk wird mit dem Ende der Schulzeit zerstört, nämlich indem sie ihre Ausbildung nach Möglichkeit weit entfernt absolvieren sollen. Später müssen sie oft in einer anderen Stadt berufstätig sein, was dann bedeutet, dass auch die während der Ausbildung neu geknüpften Netzwerke zerstört werden. Das Patriarchat verhindert den Aufbau dauerhafter weiblicher Netzwerke und sorgt für eine weitgehende Isolation. Im Laufe ihres Lebens zerbricht so Manche, die einst so hoffnungsvoll begann.

Wie wir oben erfahren haben, arbeiten bei den Naturvölkern die älteren Frauen am meisten. Das Potential, das ältere Frauen natürlicherweise noch haben, wurde im Patriarchat vorzeitig verbraucht und kann daher kaum erkannt werden. Sie sind erschöpft, und insbesondere die, die berufstätig waren, unternehmen lieber Kreuzfahrten, als ihren Töchtern zu helfen. Das Patriarchat hat alles auf den Kopf gestellt.

Mädchen sind besonders leidgeprüft, wie ich es in meinem letzten Artikel ausführlich dargestellt habe. Das Übergehen ihrer Bedürfnisse macht sie krank, heute sogar wieder mehr als vor 50 Jahren. Es ist meist ein stilles, unsichtbares Leiden.

Langes Fädchen, faules Mädchen!

So lautet ein altes Sprichwort, das sich auf die Stickarbeit bezog, mit der Mädchen einst jede frei Minute verbringen mussten, ohne dass dies in irgendeiner Weise für sie nützlich gewesen wäre. Diese Arbeit diente allein der Erziehung und Disziplinierung. Zur Mädchenarbeit gehörte in bäuerlichen Familien auch das Stricken und das Spinnen in den eigens dafür gebauten Spinnstuben. Hier wurden die Märchen erfunden und erzählt, und sie thematisierten sehr häufig die angebliche Faulheit der Mädchen, dies in einer Weise, wie es für Jungen nicht der Fall ist. Jungen wurden eher mit einem Augenzwinkern für ihre Tollpatschigkeit, Dummheit oder Gedankenverlorenheit durch den Kakao gezogen. Ihre Faulheit war eher liebeswert und wurde von der Familie seufzend hingenommen. Am Ende haben sie einfach nur Glück und dürfen die Prinzessin heiraten.

Abend in vergangenen Zeiten von Alfred de Curzon
Bild: Abend in vergangenen Zeiten, Alfred de Curzon, vor 1890

Viele Mädchen werden immer noch zuhause zur Hilfe im Haushalt angehalten, während der Bruder fernsehen darf. Dass dies zu Groll unter den Geschwistern führt, ist den Eltern offenbar nicht klar oder egal. Mädchen werden für ihre Faulheit sogar beschimpft, wenn sie Gerechtigkeit einfordern.

Mädchenarbeit ist weltweit sehr verbreitet und verhindert, dass Mädchen Bildung zuteil wird. Überall auf der Welt wären Mädchen froh, wenn sie zur Schule gehen dürften. Bei uns ist das nicht so, was kein Wunder ist, denn unser Schulsystem bedeutet für alle Kinder Schwerstarbeit, Stress und auch tötliche Langeweile. Viele Kinder gehen nur deshalb in die Schule, weil sie dort ihre Freunde treffen. Insbesondere Mädchen brauchen, wie wir jetzt wissen, Netzwerke für die künftige Unterstützung als Mutter.

Mangelnde Gebärfähigkeit ist in den unterentwickelten Ländern nicht gerade ein vorrangiges Problem. Weltweit wäre es besser, wenn Frauen weniger Kinder bekämen. Mittel der Wahl ist aus patriarchatskritischer Sicht vor allem die Wiederinkraftsetzung der female choice, deren segensreiche Wirkung eine sinkende Geburtenrate wäre. Bei uns passiert es jedoch immer häufiger, dass Frauen aufgrund von Schönheitsidealen und Überlastung kinderlos bleiben. Mit freier, weiblicher Wahl hat dies nichts mehr zu tun.

Und so möchte ich der Welt zurufen: Lasst Mädchen ihren Interessen nachgehen, und bestimmt nicht über ihre Zeit und ihren Körper. Es ist zum Wohle aller.

Girls wanna have fun.Photo by Nicole Adams on Unsplash

(Aus gegebenem Anlass enthält dieser Artikel Auszüge aus siehe hier)

Literatur

Aarne, Antti: Verzeichnis der Märchentypen mit Hülfe von Fachgenossen ausgearbeitet. FF Communications No. 3. Helsinki 1910
https://de.wikisource.org/wiki/Verzeichnis_der_M%C3%A4rchentypen

Blaffer Hrdy, Sarah: Mutter Natur. Die weibliche Seite der Evolution. Berlin 2010 (engl. Originalausgabe 1999) (2010a)

Blaffer Hrdy, Sarah: Mütter und Andere. Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat. Berlin 2010 (engl. Originalausgabe 2009) (2010b)

Brüder Grimm: Die schönsten Kinder- und Hausmärchen – Kapitel 51 – Frau Holle. 1812-1858. Aus: Projekt-Gutenberg.de
http://gutenberg.spiegel.de/buch/-6248/51

Timm, Erika: Frau Holle, Frau Percht und verwandte Gestalten: 160 Jahre nach Jacob Grimm aus germanistischer Sicht betrachtet. Stuttgart 2003

Uhlmann, Gabriele: Female choice – unser Menschenrecht. Braunschweig 2015
http://www.gabriele-uhlmann.de/femalechoice.htm

Uhlmann, Gabriele: Der Gott im 9. Monat – Vom Ende der mütterlichen Gebärfähigkeit und dem Aufstieg der männlichen Gebärmacht in den Religionen der Welt. Norderstedt 2015. (2015a)

Uhlmann, Gabriele: Female choice – unser Menschenrecht. Online seit 2015. (2015b)
http://www.gabriele-uhlmann.de/femalechoice.htm

16 Gedanken zu “Pechmarie – Warum wir die Faulheit der Mädchen zum Überleben brauchen

  1. madameflamusse

    Ich habe auch kürzlich über die Märchen nachgedacht, es ist mir wirklich sehr lange überhaupt nicht aufgefallen mit all den fleißigen Mädchen und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, da war ich über 30 Jahre alt.
    Und wenn ich den Text so lese ist bei mir echt alles schiefgelaufen. Schöner Text, Danke

    1. Liebe Madame Flamusse,
      danke ebenfalls! Tja, bei welcher Frau ist es im Patriarchat nicht schief gelaufen?! Das ganze System ist schief, um nicht zu sagen, es steht auf dem Kopf. Aber wir haben nun erkannt, woran es liegt, und können versuchen, es der nächsten Generation leichter zu machen.

  2. Flora

    Wieder ein sehr interessanter Artikel, danke dafür! Mir stellt sich gerade die Frage, wie die Verteilung der Arbeit in einer matrifokalen Gemeinschaft unter den Männern ausgesehen hat. Haben junge Männer auch weniger gearbeitet als ältere Männer?

    1. Liebe Flora, danke ebenfalls! Ja, wir dürfen davon ausgehen, dass Jungen ebenfalls nur wenig gearbeitet haben. Arbeit hatte auch nicht den negativen Beischmack, den sie später bekam. Arbeit war eine positive Herausforderung und hatte zusätzlich eine starke soziale Funktion. Aber Jungen lebten und spielten schon immer gefährlicher als Mädchen. Daher war ihre Sterblichkeit höher. Weil sich unter Matrifokalität aber keine monogamen Paare bilden, kam es nicht auf eine 50/50 Bevölkerungsverteilung an.

  3. Flora

    Diese Risikobereitschaft konnten sich Männer in der matrifokalen Sippe vermutlich auch leisten weil die Verantwortung für die Sippe von älteren Frauen getragen werden. Aber im Patriarchat müssen sich dann eigentlich auch Männer gegen ihre Natur stellen wenn sie als Väter Verantwortung übernehmen müssen obwohl sie sich lieber mit anderen Dingen beschäftigen würden. Ist vielleicht auch ein Grund für manche Konflikte in Ehepaaren. Ein Ehemann muss ja eigentlich die matrifokale Sippe ersetzen und das ist unmöglich denke ich.

    1. Ja, das ist genau der Punkt. Die Männer sind mit ihrem eigenen System völlig überfordert. Deshalb haben wir all die Väter, die sich weigern, ihr Kind anzuerkennen oder solche, die sich weigern, Unterhalt zu zahlen. Und das sind immerhin 50%! So sehr wir das kritisieren können, so sehr muss uns auch klar sein, dass sie im Grunde nach ihrer Natur handeln, und nur vor dem Hintergrund der patriarchalen Gesetze zu verurteilen sind. Dagegen ist es uns Müttern jedoch nicht möglich nach unserer Natur zu handeln, sobald wir den Kindsvater über seine Vaterschaft informieren. In dem Moment gibt es für uns, anders als für die Väter, kein Zurück mehr.
      Immerhin, weil Männer die Sippe nicht ersetzen können, muss der Staat bzw. früher der Gutsherr als Übervater bzw. Sippenersatz agieren und seine Sozialleistungen zur Verfügung stellen. Es ist im Grunde eine Entschädigung für die mutwillige Zerstörung der Sippen durch die ersten Patriarchen. Wenn wir uns das vor Augen führen, verbietet sich jegliche Kürzung von Sozialleistungen bzw. es gibt noch viel zu wenig davon. Aber der Staat will abhängige Bürger, denn nur so kann über sie regiert werden, und nur so kann eine Leistung aus ihnen gepresst werden, die über die Selbstversorgung hinausgeht. Das ist das Wesen des Patriarchats, das Liebe nur gegen Leistung, und wenn, dann nur sparsamst und unzureichend abgibt.

      1. Flora

        Es wäre gut wenn sie verstehen könnten, dass das Patriarchat allen schadet aber das wird bestimmt nicht passieren.

  4. Vielleicht wollen ja deswegen so viele Mädchen Prinzessinnen sein. Ist vielleicht ein unbewusstes Sehnen nach der matrifokalen Sippe in der sie und ihre Kinder versorgt werden und sich um nichts kümmern müssen.

      1. Irgendwie geht es bei dieser ganzen Gendertheorie auch oft darum, dass Mädchen typisch männliche Verhaltensweise die im Patriarchat mehr geschätzt werden übernehmen. Die Prinzessin die sich umsorgen lässt passt da nicht in das Bild, da alle hart arbeiten sollen. Männer werden ja auch immer noch für jedes bisschen Beteiligung an Hausarbeit und Kindererziehung in den Himmel gelobt.

      2. …wobei Mädchen, die sich wie Jungen nicht am Haushalt beteiligen, von den Gender Studies kein Lob ernten. Das wird erwartet, weil es den arbeitenen Eltern den Rücken freihält.

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